Gastfreundschaft

Mitte August lernte ich in der Nähe des Stansted Airports auf einem Campingplatz ein älteres Ehepaar kennen, wir verstanden uns auf Anhieb. Deshalb beschloss ich, auf dem Rückweg einen Abstecher bei Ihnen zu Hause zu machen.

Gesagt, getan. Aus dem Abstecher wurde letztendlich eine ganze geschlagene Woche!!

Als ich dort ankam, wurde gleich die ganze Familie herbeigetrommelt, dass ich alle kennenlerne.

Eigentlich war meine Absicht, nur ein paar Tage zu bleiben, was aber nicht gelang, denn sie ließen mich praktisch nicht gehen, denn sie integrierten mich gleich in ihr Familienleben.

Ich habe selten eine so gut harmonierende Familie kennengelernt und würde am liebsten noch länger bleiben, aber dann schaffe ich nicht mehr rechtzeitig nach Spanien. 😁

Richard und Audrey, ich danke euch von ganzem Herzen für alles. ❤️

Gavin(Sohn), Richard, Alli, Audrey und die Freundin von Gavin. Hailey, die Tochter, konnte zum Foto leider nicht kommen.
Für mich geht’s nun weiter nach Dover und dann weiter nach Bordeaux, der Sonne hinterher.

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Der Hadrianswall

Nach einer ausgiebig zerfeierten Nacht machten wir uns auf, zu unserem nächsten Ziel, dem Hadrianswall. Erbaut von den Römern, sollte er die Grenze zu den Barbaren (Schotten) sichern.Heute ist dort nicht mehr viel vom ursprünglichen Wall übrig, dafür aber atemberaubende Landschaften und viele Schafe!
20km folgten wir dem Wall, zurück fuhren wir per Anhalter.
Genug der Worte, die Bilder sprechen Bände:

Der Norden

Angekommen in Newcastle upon Tyne, wollten wir nun auch mal feiern gehen. Newcastle sei bekannt für sein Nachtleben, also waren wir schwer gespannt.
Wir rannten und rannten durch die Stadt, aber fanden nirgendwo einen Ort zum Feiern, der uns zusagte…

Wir hatten unsere Hoffnungen schon fast aufgeben als ein Punk des Weges kam, den wir sofort fragten, wo es denn hier eine gute Bar mit vorzugsweise Rockmusik gäbe. Er führte uns ins Trillians, eine kleine aber feine Rockbar. Die Musik war ganz gut die Leute okay, aber wir wollten tanzen und nicht einfach nur dasitzen und Bier trinken.

Wir kamen ins Gespräch mit ein paar „zwielichtig“ aussehenden Typen, die uns sofort den Grey’s Club empfahlen, der auch gar nicht mal so weit weg war.

Dort angekommen, fühlten wir uns wie in eine Zeitmaschine versetzt und 5 Jahre zurück gereist. Der Club war eine Mischung aus Fabrik, Kombe und Underground. Emo scheint hier noch ziemlich angesagt, denn überall rannten Emos herum.

Mittelengland

Über Mittelengland gibt es nicht viel zu berichten. Viele Felder, viel Wald. Im Großen und Ganzen relativ langweilig.

Wir hatten einen großartigen Stellplatz bei Bishop’s Stotford, der zu einem Pub namens „The Three Horseshoes“ gehört, in der Nähe des Flughafens. 

Cori musste nämlich nochmal nach Hause fliegen, zu einem Geburtstag. Ich blieb in der Zwischenzeit hier und genoss das herrlichste Wetter.

Als Cori dann wieder da war, ging es sogleich weiter nach Nottingham, auf die Spuren von Robin Hood. 

Sherwood Forest begeistert vor allem durch seine Ursprünglichkeit. Ein waschechter Urwald!


Es hat den Anschein, als ob der Wald sich komplett selbst überlassen ist.

Arbeit Arbeit!

Mein kleiner Pappmann ist prima im vermitteln! Kaum dass ich in Facebook in der englischen Trabi-Gruppe schrieb, dass wir eine Europatour machen und Arbeit suchen, meldete sich Michael, er habe Gartenarbeit für uns. Er wohnte auch nicht einmal 15km von unserem derzeitigen Wohnort.  Äste zurück schneiden, Büsche trimmen usw. Ein gutes Mittagessen war auch mit drin. Dort lernten wir auch seinen Sohn Ben kennen. Mit Michael und seiner netten Familie fanden wir in erster Linie keinen Boss sondern Freundschaft.

Als wir mit der Arbeit fertig waren unterhielten wir uns noch mit Michael und seiner Frau. Sie konnte es gar nicht fassen, was wir da machen. Und dann auch noch mit einem Trabant. Wie eine Mutter sorgte sie sich um uns und dass wir auch immer schön vorsichtig sein sollen. Sie hatte uns offenbar ganz in ihr Herz geschlossen.

Cambridge & St. Neots

In Cambridge wollten wir Bekannte meiner Eltern besuchen. Als wir vor der Tür standen und keiner aufmachte, beschlossen wir, wir wohnen jetzt hier, in St. Neots, kochen wie die Türken – aber geil – nach ein paar Stunden hat uns die Nachbarschaft vollkommen akzeptiert. Der nette Inder vom Kiosk schenkte uns Kekse, frägt nach dem Baujahr des Trabis  und läuft dann einfach davon. Der Nächste bringt uns die Telefonnumer meiner Bekannten und ums Eck ist auch ein chilliger Park. Man fühlt sich in der perfekten liebevollen Bilderbuch-Vorstadt! Jetzt brauchen wir nur noch Arbeit, denn Sprit und Geld sind gefährlich knapp geworden.


Nach einer Weile kam der Nachbar, der uns die Telefonnummer brachte, die Haustürschlüssel und meinte, die Bekannten sind gerade im Urlaub, in Spanien oder Frankreich, wir dürften aber ins Haus und dort wohnen.


Wir machen Fortschritte, von den Wohnungslosen zu den Eigenheimbesitzer/besetzern.

Bei einem Ausflug nach Cambridge machten wir eine verrückte Entdeckung.

Kühe. Im Stadtpark. Nicht eingezäunt. Ganz gemütlich am Mittagessen wiederkäuend.Die spinnen die Briten 😝


…aber auf ein oder zwei mehr Rindviehcher kommt es in unserer Familie jetzt auch nichtmehr drauf an :p

Wir fühlen uns wie zu Hause.

Leider müssen wir morgen schon wieder weiter, da ich einen Job über das englische Trabiforum an Land gezogen hab, in Bedfort. Mein Auto ist der perfekte Vermittler! Gartenarbeit ist jetzt auch erstmal eine willkommene Abwechslung zum ständigen Reisen. 🙂

Birchington, oder die Stadt der Katastrophe

Als nächstes ging es nach Birchington, einer kleinen Stadt am Meer mit einem wundervollen Strand.

Doch zum Anfang. Cori wachte auf, stieg aus ihrem Mini und schloss die Heckklappe. (Sie schläft auf einer Luftmatratze in ihrem Kofferraum und über einen Seilzug kann sie manuell die Heckklappe öffnen) Damit war die Katastrophe perfekt, denn der Schlüssel lag noch drinnen. Einen vorbeikommenden älteren Mann und seine Frau fragten wir dann ob sie nicht eine Nummer von einem Schlüsseldienst hätten oder so. Ich fragte meinen Kumpel Jan, der auch gerade in England ist, ob er die Nummer vom ADAC habe, aber der ADAC konnte uns auch nicht weiterhelfen.

Zurück zum Schlüsseldienst. Sowas gibt es, aber 200£?! Also mussten unsere Amateur Autodiebskills hinhalten. Die spinnen die Briten!

Später kam der Mann wieder mit einer eigens zugeschnittenen Metalllatte, sodass wir den Seilzug unter dem ganzen Gerümpel erreichen konnten. Glücklicherweise waren die Fenster einen Spalt breit offen und nach einigem herumwerkeln öffnete sich die Kofferraumklappe. Somit hätten wir den Jackpot geknackt. Mal wieder mehr Glück als Verstand.

Nebenbei, in England kann man sehr einfach Autos klauen. Kein einziger hat nachgefragt, was wir denn da tun. In good Ol‘ Germany wäre die Polizei schon dreimal dagewesen..


Gegen Nachmittag kochten wir in einem Aufenthaltshäusschen mit Blick aufs Meer. Nach einer Weile setzten sich zwei Briten zu uns, Andrew und Bokar. Bokar hatte ein riesiges Dalí-Buch dabei, wir waren sofort auf einer Wellenlänge!

Birchington selbst ist eine sehr verschlafene Kleinstadt, wohin sich möglicherweise kaum ein Tourist vom Festland hin verirrt, sondern nur Briten. Fühlt sich an als wäre man bei uns an der Nordsee ganz viele Opas und Omas mit ihren Enkelkindern und der wunderbare Duft der See.

Wer findet den Trabi?




Das alte Schiffswrack, dass da so vor sich hin verfault steckt voller Leben ganz viele Muscheln und Schnecken haben dort ein neues Zuhause gefunden.

Das Weisse sind Kreidesteine, die durch die See natürliche Löcher bekamen.


Asterix? Welche Hausnumer war das nochmal?

Im Großen und Ganzen hat der Südwesten von England aber enttäuscht, denn wo wir auch wegen Arbeit angefragt hatten, waren die Leute misstrauisch und abweisend. Kein guter Start..

Southeast England

Da sind wir nun, auf der Insel.

Direkt nach der Fähre suchten wir uns einen ruhigen Platz in der Nähe der Klippen zum übernachten. Es war schon dunkel und wir waren müde von den Erlebnissen des Tages.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Canterbury um uns erstmal mit den Einheimischen hier vertraut zu machen. Und mit den Supermärkten. Verglichen mit Deutschland ist es hier doch relativ teuer. Becks zB, in einer 0,628l Flasche kostet 2,19£, das sind fast 3€. Für eine Flasche!! Aber andere Sorten sind ähnlich hochpreisig..

Die folgende Nacht verbrachten wir auf einem Parkplatz in einem Naturschutzgebiet mit einem liebevoll angelegten Rundgang.





Da wir kein Brot oder Semmelbrösel hatten, mussten die Nachos herhalten. Kann ich nur empfehlen, schmeckte sehr gut, oder lag es daran das Cori eine verdammt gute Köchen ist?

Et voila, Brootkrumbeere mit Frikadelle und Tikka Masalasoße mit Paprika

Chillen im Naturschutzgebiet


Nein, das ist nicht das was ihr denkt, sondern der Dampf meiner E-Zigarette!